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15. Januar 2022 Zum Tod von Istvàn Zelenka
Ein Text von Pierre Thoma, übersetzt aus dem Französischen
Wie soll man eine Hommage an Istvàn Zelenka schreiben, einen Schöpfer eines so vielfältigen Denkens, bei dem alles in Beziehung zueinander steht? Ich werde es hier so tun, wie er es in seinen letzten Texten getan hat, in einer nicht-diskursiven Form, in der es dem Leser, der Leserin, überlassen bleibt, einen Sinn zu finden. Dies ist also der Versuch einer Hommage.
Istvàn Zelenka sagte gerne, dass ihn nicht die Objekte (klangliche oder andere) an sich interessierten, sondern die Beziehung, die sie zueinander haben.
1936 in Ungarn geboren, emigrierte er 1956 nach Österreich und später nach Genf, wo er als Aufnahmeleiter und Verantwortlicher von Sendungen progressiver Musik beim Radio Suisse Romande fungierte und Lehrbeauftragter am Conservatoire de Musique de Genève war.
Er war einer der Mitbegründer der Gruppe "Digitalismus" von Rainer Boesch, Emile Ellberger, Eric Gaudibert, Pierre Thoma und ihm selbst, die 15 Jahre lang Seminare und Konzerte in vielfältiger Form veranstalteten.
Zelenka war für alles offen, sein Interesse war grenzenlos, zwischen und innerhalb aller erdenklichen Bereiche. So hatte er beispielsweise zu seiner Abschiedsvorlesung am Genfer Musikkonservatorium Franz Treichler von der Gruppe The Young Gods eingeladen.
Er war nie dogmatisch, Vorurteile interessierten ihn nicht. In einem Interview über seine musikalischen Vorlieben erstaunte er zum Beispiel, weil er Franz Lehar nannte.
Bei seiner Arbeit als Tonmeister ärgerten sich seine Mitarbeiter zwar manchmal über seine hohen Ansprüche, doch diese basierten auf dem Respekt vor den Komponisten, die er aufnahm.
Er war immer auf der Suche, auch nach Humor.
Auch seine eigene Arbeit war vielfältig. Von zeitgenössischer, konzertanter Instrumentalmusik entwickelte er sich zu Klangrealisierungen im weitesten Sinne, in städtischen Aussenbereichen, in Wohnungen, mit oder ohne Publikum, über bildliche Kreationen, die mit einer Computersoftware erstellt wurden, die man Kindern gibt, um sie an den Computer heranzuführen, bis hin zu immer schlichteren Texten, bei denen einfache Wörter auf einem DIN-A4-Blatt standen.
Seine öffentliche Instrumentalmusik wurde zu Partituren für Objekte und Körpergesten an privaten Orten.
Sein Denken schwankte ständig zwischen Einfachheit und Komplexität, mehr noch, es umfasste beide.
Viele Diskussionen um den Schöpfer und Denker John Cage, um Edgar Morin, den Denker der Komplexität.
Den Antworten würde er Fragen vorziehen.
Das Zitat, das Istvàn Zelenka gerne in seine Biografien und Programmtexte einfügte:
"La découverte de Swift, fondamentale pour l'art, c'est qu'il n'est pas au monde d'objets inintéressants, tant qu'il existe un artiste qui devant toute chose écarquille les yeux et contemple avec le regard ébahi d'un crétin." (Abram Terz: "Une voix dans le choeur").
Pierre Thoma, Januar 2022, übersetzt aus dem Französischen